Lust und Frust bei der Direktvermarktung

Direktvermarktung

von Meret Schneider

Süssmostproben ins Labor schicken? Nährwertdeklaration auf Hafermüesli vom Hof? Und warum darf in der Landwirtschaftszone zwar Getreide zu Mehl verarbeitet, damit aber kein Brot gebacken werden? Warum dürfen im 🧺🥕 Hofladen zwar Kartoffeln gewaschen, diese aber nicht zu Chips verarbeitet werden? Wer sich durch den Vorschriftendschungel kämpft, braucht eine scharfe Machete - und manchmal ein filigranes juristisches Ziseliermesser. Die Lust am Hofladen kann da gern einmal schwinden und dies, obwohl die Förderung der Direktvermarktung eigentlich auf der Agenda des Bundes steht.

🏡 ➡️ 🛒 Direktvermarktung ist in aller Munde: Produkte aus dem Hofladen bestechen durch Frische, Saisonalität und den Charme des Selbstgemachten, dessen ist man sich unabhängig von politischen Gesinnungen einig. Auch der Bund betont in seinem Bericht zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik die Bedeutung der Direktvermarktung für einen nachhaltigen Konsum♻️🌍. In seinem Bericht schreibt er unter anderem: "Aufgrund der Nähe zur Konsumentin und zum Konsumenten schafft diese Aktivität gegenseitiges Verständnis und Vertrauen und es kann innovativ und flexibel auf die Konsumentenbedürfnisse reagiert werden. Vorteile vom Direktverkauf für Konsumentinnen und Konsumenten sind die Rückverfolgbarkeit der Produkte, Information über die Produktionsart, keine Normierung der Produkte, Lokalität von Sorten und Vielfalt, transparente Margen, Saisonalität und wenig verarbeitete Lebensmittel".

Alles gute Gründe, die Direktvermarktung stärker zu fördern, als es aktuell vorgesehen ist. Doch statt Hürden abzubauen und Bäuerinnen und Bauern zum Betrieb eines Hofladens zu motivieren, existiert ein Vorschriftenwald, in dem auch versierte Juristinnen und Juristen kaum mehr die Bäume erkennen. Einige Regelungen muten an wie Schildbürgerstreiche oder schlechte Scherze und führen zu den absurdesten Situationen, die ein Verständnis für den Unmut der Bäuerinnen und Bauern gegenüber politischer Bürokratie schaffen und nach der eingreifenden Hand des gesunden Menschenverstandes schreien.

Wer sich ein Bild der Situation von Direktvermarktern verschaffen möchte, besucht am Besten einen Hofladen in der Nähe und tauscht sich aus mit den Bäuerinnen und Bauern - Direktvermarktung schafft schliesslich auch direkten Austausch, Kontakt und dadurch das so dringend benötigte gegenseitige Verständnis. So hat auch der Verein Faire Märkte Schweiz im Rahmen seines einjährigen Geburtstages diese Gelegenheit genutzt und einen absoluten Pionier der Direktvermarktung, die Juckerfarm 👩🌾 🚜, vor Ort besucht und einen Einblick in die Anekdoten und Absurditäten beim Betrieb eines Hofladens in der Landwirtschaftszone erhalten.

Den ganzen Bericht von Meret gibt es auf unserem Linkedin-Profil.

Meret Schneider

Unsere Autorin

Meret Schneider ist Linguistin, Kommunikations- und Umweltwissenschaftlerin und arbeitet als Projektleiterin für das Kampagnenforum. Davor war sie Nationalrätin des Kantons Zürichs, hat als Co-Geschäftsleitung einer NPO die Initiative gegen Massentierhaltung mitinitiiert, die Kampagne begleitet und war in verschiedenen Bereichen der landwirtschaftlichen Praxis tätig. Heute ist sie ausserdem freischaffende Journalistin und schreibt wöchentliche Kolumnen für Moneycab sowie Gastbeiträge für Nau.ch.

Meret Schneider