KI

Künstliche Intelligenz: Zwischen Denkhilfe und Grenzen

Künstliche Intelligenz (KI) verändert seit Jahren unsere Welt – und zwar nicht nur in der Wirtschaft oder Technologie, sondern im Alltag jedes einzelnen Menschen. Auch die Algorithmen sozialer Medien basieren längst auf KI-Systemen. Sie bestimmen, welche Inhalte sichtbar werden, beeinflussen Meinungsbildung und sind mitverantwortlich dafür, dass autoritäre Regime und Desinformation weltweit neue Formen annehmen können.

Während global die ethischen und gesellschaftlichen Folgen debattiert werden, kreisen die Schweizer Diskussionen meist um zwei Fragen:

(a) Wie viel Arbeit kann uns KI abnehmen?

(b) Welche Jobs oder Tätigkeiten werden ersetzt?

Dabei nutzen viele Fachpersonen KI längst aktiv – insbesondere in Bereichen wie Programmierung, Video- oder Grafikproduktion. Was noch vor kurzer Zeit undenkbar schien, ist heute Alltag.

KI als Denkhilfe – aber nicht als Ersatz

Im Bereich kognitiver Leistung steckt KI allerdings noch in den Kinderschuhen. Ihre Stärke zeigt sich vor allem dort, wo Menschen wenig Wissen oder Zeit haben.

➡️ Wenn man in einem Gebiet wenig weiss oder wenig Zeit hat, liefert KI beeindruckende Ergebnisse.

  • Marketingprofi ohne Physikwissen? Eine gute KI erklärt in Sekunden, wie Solarenergie funktioniert – verständlich, einfach, mit anschaulichen Metaphern.
  • NPO-Führungskraft, die ungern schreibt? Eine KI liefert schnell einen Social-Media-Post, der stilistisch besser klingt als der eigene Entwurf.

➡️ Doch je tiefer das Fachwissen, desto deutlicher zeigen sich die Grenzen:

  • IT-Expertin, die eine technische Erklärung verlangt? Meist ist die menschliche Erklärung präziser, strukturierter und relevanter.
  • Organisationsstratege, der eine Konzeptzusammenfassung braucht? Hier setzt die KI oft falsche Schwerpunkte oder lässt wichtige Zwischentöne aus.

Man könnte sagen: In Sachen Denken ist KI aktuell noch auf dem Niveau einer „4.5er-Schülerin“. Wer selbst wenig Expertise mitbringt, profitiert stark – wer tief im Thema steckt, erzielt mit eigenem Denken meist bessere Ergebnisse.

Ein Blick auf die Medienarbeit

Ein besonders gutes Beispiel für die Grenzen der KI ist die Medienarbeit. Medienmitteilungen, die von KI geschrieben werden, klingen oft elegant – aber sie wirken nicht. Sie sind zu werblich, setzen die falschen Schwerpunkte und verfehlen die journalistische Relevanz. Erfahrene Kommunikationsprofis erkennen sofort: Die Texte sind „KI-geschrieben“. Sie sind zwar besser als Texte von Laien, aber weit entfernt von professioneller Wirkung.

Das Problem: KI lernt aus dem, was ihr zur Verfügung steht. Wenn Ausbildung und Praxis unzureichend vermitteln, worauf es bei Medienarbeit ankommt, kann KI nichts Besseres erzeugen.

Unser Fazit

KI ist ein mächtiges Werkzeug – aber kein Ersatz für Erfahrung, Kontextwissen und menschliches Denken. Sie kann unterstützen, Zeit sparen und Wissenslücken füllen. Doch Expertise bleibt unschlagbar, solange es um tiefes Verstehen und präzise Kommunikation geht.

Die spannende Frage lautet also nicht ob KI irgendwann besser wird, sondern was und von wem sie lernt. Wir bleiben gespannt.