Der Köder muss nicht dem Fischer munden…

Der Köder muss nicht dem Fischer munden…

Balthasar Glättli

Als Nationalrat verfolge ich seit über fünf Jahren das Politcampaigning, die Kampagnen- und Lobbyanstrengungen von Verbänden, Unternehmen, Interessensgruppen aber auch von Kantonen. Mein Fazit: Weniger und zielgenauer wäre oft mehr. Und die banale Binsenwahrheit, dass der Köder dem Fisch munden muss und nicht dem Fischer, hat ihren Weg zu vielen PolitcampaignerInnen noch nicht gefunden. 

Der Kampf um Einfluss in Bundesbern ist wichtig für alle, welche Gesetze und Verordnungen mitgestalten oder verhindern wollen. Allerdings zeichnen sich viele der Lobbyaktivitäten dadurch aus, dass sie zwar dem Absender gefallen, bei den AdressatInnen aber schlicht auf der Altpapierbeige landen. Dabei gibt es ein paar einfache Regeln zu befolgen, welche Informationen relevant für Entscheidungsträger machen. 

Wechseln Sie die Perspektive!

Kommunikation ist bekanntlich erst dann erfolgreich, wenn die gesendeten Botschaften auch 1:1 bei der Zielgruppe ankommen. Versetzen wir uns also in den Kopf, in die Abläufe, die Arbeitssituation des Gegenübers. Genau diesen Einblick möchte ich den Workshop-Teilnehmenden ermöglichen, weil ich aufgrund meiner Tätigkeiten beide Seiten von Polit-Kampagnen kenne.

Timing is everything

Das Timing beeinflusst den Erfolg von Politcampaigning ganz zentral. Sowohl öffentlicher Druck als auch Informationen und Argumente, die zu früh oder zu spät erfolgen, verpuffen ohne Effekt. Ein konkretes Beispiel: Organisationen machen vor wichtigen Parlamentsabstimmungen öfter Aktionen vor dem Bundeshaus. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Meinungen jedoch schon gemacht. Die Kommission hat beraten, die Fraktionen haben getagt. Ein kompetenter Kontakt mit parlamentarischen Entscheidungsträgern zu einem Zeitpunkt, zu dem man die Richtung einer Vorlage noch beeinflussen konnte, wäre sinnvoller gewesen.

Schnelles Umdenken ist gefragt

Natürlich können solche Aktionen durchaus eine wertvolle Rolle spielen, wenn sich die OrganisatorInnen bewusst werden, dass sie effektiv ein anderes Zielpublikum ansprechen, als sie offiziell angepeilt haben. Bleiben wir beim vorherigen Beispiel: Die Aktion vor dem Bundeshaus kann wichtig sein für die Mitgliederkommunikation – und allenfalls die Medien. Wirklich sinnvoll wird sie, wenn Mitglieder und die Öffentlichkeit nachvollziehen können, was vorher tatsächlich hinter den Kulissen geschah. Und vor allem, wenn wegen der kompetenten Vorarbeit dann im Parlament die Abstimmung auch wie gewünscht ausfällt!

Infoquellen nutzen

Wichtig beim Politcampaigning in Bundesbern ist schliesslich auch, die relevanten Informationsquellen zu kennen und zu nutzen, die Einblicke in den Parlamentsbetrieb geben. Das Wissen über den Ablauf des Gesetzgebungsverfahrens, aber auch die Kompetenz, sich auf der Website www.parlament.ch optimal zu orientieren, sind zentral. 

 

Autor: Balthasar Glättli, Nationalrat, Inhaber politbüro kampagnen & webdesign


 

Newsletter abonnieren

Email-Updates zum Thema
Mit Ihrer Eingabe stimmen Sie der Datenbearbeitung und -speicherung gemäss unseren Geschäftsbedingungen und Datenschutzrichtlinien zu.